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message salon embassy präsentiert

Triptychon

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Vernissage Samstag 17. Februar 15-19 Uhr
Ausstellung bis Samstag 16. März 2024
jeweils samstags 15-17 Uhr,
oder auf Anfrage messagesalon@gmail.com

message salon embassy Réception, Köchlistrasse 5, 8004 Zürich

Nach Ende der Ausstellung wird message salon embassy Réception geschlossen, das Haus an der Köchlistrasse wird im April abgebrochen.

Maria Pomiansky
Triptychon „Madame l’Ambassadeur“
Öl auf Leinwand, 2020–2023

Madame l’Ambassadeur betrachtet die drei Gemälde. Die Porträts erzählen nicht nur über die Künstlerin Esther Eppstein. Das Triptychon aus grossformatigen Ölbildern ist ein Abbild von Zeit, ein Spiegelbild auf der Oberfläche der Leinwand, „mise en abyme“, ein Bild im Bild im Bild.

Zwischen 2020 und 2023 porträtiert Maria Pomiansky die Künstlerin Esther Eppstein in ihren Rollen im Kunstbetrieb. „Triptychon“ befasst sich mit der Tradition der Porträtmalerei als ein Zeitdokument.

Salonière, Botschafterin, Künstlerin

Im Januar 2020 reist Madame l’Ambassadeur Esther Eppstein von einer längeren Tea-Time-Residence aus London zurück nach Zürich. Wenige Wochen später ist die Pandemie ausgerufen und das öffentliche Leben weltweit lahmgelegt. Madame l’Ambassadeur sieht sich gezwungen ihre Verpflichtungen neu zu überdenken, denn die sorgsam geplante Zukunft findet nicht statt: die message salon embassy Konferenz zum fünfjährigen Jubiläum ist abgesagt.

Madame l’Ambassadeur bleibt trotzdem nicht ganz untätig und besucht message salon embassy Protokollantin Maria Pomiansky zu Tee und Gespräch in deren Malatelier in Zürich-Altstetten. Das Künstleratelier ist inzwischen zu einem der wenigen Orte geworden, wo künstlerisches Leben in realer Begegnung stattfinden kann.

Madame l’Ambassadeur hat nun viel Zeit, über Leben und Kunst und ihre Beziehung zur Zürcher Kunstszene nachzudenken. Sie schlingt sich ihr türkisfarbenes Negligé um die Beine und bittet die Malerin darum, ihr in ihrer Rolle als message salon Salonière Modell sitzen zu dürfen. Ein Porträt in der Tradition einer Darstellung der Person in Verdichtung von Zeit und Raum, umgeben von Relikten des gelebten Künstlerlebens und übersetzt in eine künstlerische Kollaboration zwischen Malerei, Szenografie und Performance.

Malerin und Modell verbringen jetzt über Wochen hinweg mehrere Stunden gemeinsam im Atelier. In diesem intimen Setting verwischen die Grenzen allmählich zwischen Leinwand und Realität, die vielen Gespräche hüpfen zwischen den Themen Kunst und Leben, Freundinnen und Feinde, Zukunft und Vergangenheit, Familiengeschichten aus Zürich, Moskau, Berlin und Tel Aviv. Dazwischen gibt es russischen Tee und schliesslich legt Maria Pomiansky den Pinsel zur Seite, das Porträt ist beendet.
Im Sommer 2020 ist das Gemälde im Kunstschaufenster „Die Diele“ an der Langstrasse als Teil der Installation „message salon embassy presents The Non Conference Papers“ erstmals ausgestellt.

Das Virus ist 2021 noch nicht gezähmt, die Welt stolpert weiterhin von Lockdown zu Lockdown, und während einer weiteren traurigen Teestunde im Restaurant Schlauch, ereilt Madame l’Ambassadeur telefonisch die rettende Nachricht von der Verleihung des Prix Meret Oppenheim an Esther Eppstein. Die Aussichten sind nun erfreulicher, das Künstlerinnenleben ergibt wieder Sinn in dieser von allerlei (Selbst-)Zweifel geschüttelten Zeit des Stillstands.
Madame l’Amabassadeur ist jetzt offiziell erfolgreiche Künstlerin und selbsterfundene Kunstraum-Galeristin und die passende Garderobe dazu ist der legendäre Armani-Anzug, schwarze Punkte auf sandgoldfarbenem Samt. In Maria Pomianskys Atelier wird ein neues Porträt in Angriff genommen, und der Faden der Erzählung um die Figur der erfolgreichen Galeristin und Botschafterin weitergesponnen. In selbstbewusster Pose sitzt Esther Eppstein Modell im Atelier, das ikonische Porträt der Salonière im Hintergrund.

Im Frühling 2021 besuchen Filmemacherin Marie-Eve Hildbrand und Fotograf Douglas Mandry im Auftrag des Bundesamtes für Kultur Esther Eppstein während einer jener Porträtsitzungen. Das Videoporträt und die Fotos werden anlässlich der Verleihung des Prix Meret Oppenheim publiziert, die Ateliersituation mit der Malerin nimmt dabei einen prominenten Platz ein. In Basel wird auch Maria Pomiansky vom Bundesamt für Kultur mit einem Swiss Art Award geehrt, ihre Präsentation im Wettbewerb zeigt neben Zeichnungen über die Zürcher Kunstszene, das Gemälde der message salon Salonière.

Im Dezember 2021 eröffnet Esther Eppstein den Kunstraum „message salon embassy Réception“ in einem kleinen Ladenlokal in Zürich-Aussersihl. Madame l’Ambassadeur empfängt die Gäste in der Réception zu Tee, Gespräch und Beratung, umgeben von Fotoalben, Souvenirs, Plattensammlung, TV-Monitor, Fanzines und dem Porträt der Botschafterin, als Bestandteil des Embassy-Interieurs.

Im Frühjahr 2022 ist die Pandemie abgeflaut, der Kulturbetrieb stottert noch, und Esther Eppstein fragt sich, wie weiter in der Kunst? Es gibt kein weiter wie vorher. Existenzielle Ängste, das Ausbleiben sozialer Kontakte, die Zersplitterung der Gesellschaft – auch in der Kulturszene, haben die Wahrnehmungen nachhaltig verändert. Russland überfällt die Ukraine, es ist Krieg in Europa.

Maria Pomiansky erscheint mit Pinsel, Staffelei und aufgezogener Leinwand in der message salon embassy Réception an der Köchlistrasse, das dritte Porträt der Reihe soll vor Ort, „in Situ“, gemalt werden. Esther Eppstein und Maria Pomiansky treffen sich unregelmässig zu Porträtsitzungen, trinken Tee und besprechen dabei Leben, Kunst und Weltlage. Die Réception ist manchmal geöffnet und es kommt Besuch, und während die Malerin malt, diskutieren Gäste, Malerin und Madame l’Ambassadeur über die Befindlichkeiten im neuen Zeitalter nach der Pandemie.
Die Künstlerin Esther Eppstein ist ratlos. Sie setzt sich hin, hört alte Platten aus ihrem Repertoire, trinkt Tee und schaut auf ihr Leben zurück. Ist es Zufriedenheit? Es ist eine Zeit der Rückschau und der Reflexion. Die Künstlerin im roten Werkstattoverall, in ihrem kleinen Reich im Kreis vier, innehaltend und leicht erschöpft, etwas nachdenklich und unbestimmt. Es wird die längste und schwierigste Porträtsitzung der drei Gemälde, eine erste Version wird verworfen, sodann neu gestartet und sehr lange daran gearbeitet. Maria Pomiansky beendet das Bild im September 2023.

Mit der Ausstellung aller drei Porträts, erstmals zusammengefügt zu einem Triptychon, werden die einzelnen Teile zu einer in sich geschlossenen Erzählung mit offenem Ausgang, dahingehend zur Frage, was kommt danach …?