message salon präsentiert Roy Menachem Markovich in der Förderkoje der Zürcher Kunstmesse Kunst13
«And we worked … »
Video Trilogy, 10 Min, 2011/12
Videoinstallation
Die Holocaust-Überlebende Elisaveta, Roys Grossmutter, versucht die Geschichte ihrer Jugend im kleinen slowakischen Dorf bis zu den schrecklichen Ereignissen im Konzentrationslager vor der Kamera zu erzählen.
Im ersten Teil befragen Familienmitglieder, im zweiten Teil besuchen Mitarbeiter der Gedenkstätte Yad Vashem die Frau und im letzten Teil erscheinen zwei junge Soldaten, um Elisaveta eine Helden-Medaille zu überreichen.
Im Video-Interview mit der Augenzeugin verstricken sich die Protagonisten zunehmend in absurde Situationen, der Pizzakurier klingelt, die Profis von der Gedenkstätte Yad Vaschem diskutieren über Spesenvergütung und die jungen Soldaten mit der Medaille reden lieber über sich selber.
Die Lebensgeschichte der alten Frau bleibt schliesslich ungehört. Zum Ende des Videos erscheint uns Elisaveta als die eigentliche und standhafte Heldin, während um sie herum ein neurotisches, überfordertes und mit sich selber beschäftigtes Tohuwabohu herrscht.
«And we worked … » verhandelt menschliches Verhalten angesichts eines Themas, das irgendwie gar nicht verarbeitet werden kann. Das Leben geht weiter, der Alltag fordert alle gleichermassen, doch ist und bleibt der Holocaust ein monströses Trauma, das die israelische Gesellschaft, die Weltgemeinschaft und insbesondere die europäische, noch lange herausfordern wird und nach einer immer wieder zu verhandelnden, adäquaten Erinnerung und Verarbeitung ruft.
«And we worked .. » ist trotz allem und vor allem ein humorvolles Video, das uns schonungslos menschliche Unzulänglichkeit zeigt, an universellen Tabus rüttelt, aufwühlt und bewegt.
«Markovich’s sophisticated video work «And we worked …» contains horror and grotesque based humor. It exploits the well known pattern of a testimonial video and deconstruct it in several manners. Elisheva, a Holocaust survivor is trying to tell her memories, but her family as well as other production technicalities interrupt her and repeatedly stop her in the middle. Uniformed soldiers pay her a visit and give her an honor certificate, but instead of show interest in her life story, they are preaching about the basic need to kill your enemies «The independence war … Yom Kippur war …. We were very closed to be destroyed … We made a big progress since then», they are telling her their own families stories … The attention to the testimony turns out to be an empty gesture, to mark on the act without any real understanding and listening … Blending time, Tarantino style, breaks the clear narrative creating chaos and disorder. » Galia Yahav, Haaretz/Israel 29.02.12
Roy Menachem Markovich, geb. 1979 in Tel Aviv, lebt und arbeitet in Tel Aviv, Israel.