Fast niemand geht mehr in die (katholische) Kirche, gesellschaftliche Tabus scheinen gebrochen und der moderne Mensch befreit von sozialen und moralischen Zwängen. Dennoch zeugen viele Internetforen davon, wie stark das Bedürfnis vieler Menschen ist, sich anonym mitzuteilen und anzuvertrauen. Folgerichtig hat das Künstlerkollektiv „Interne Mitarbeiter“ den zeitgemässen Beichtomat erfunden.
Der Sünder oder die Sünderin betritt den Beichtomat und wird von einer freundlichen Stimme empfangen und kann sich sodann frei und anonym mitteilen – eine Grundvoraussetzung für die angestrebte Katharsis. Die Stimme fordert auf, die Sünden auf das Papier fliessen zu lassen … ist dies geschehen, so zieht man seinen Beichtzettel aus der Schreibmaschine und wirft ihn in die Stadtsündenbox, setzt dazu ein reuevolles Gesicht auf und betätigt den Auslöser der Fotokamera.
Das Kollektiv „Interne Mitarbeiter“ wurde im Sommer 2011 von der Schauspielerin Klara Manzel und der Autorin Eva Rottmann ins Leben gerufen. Mittlerweile hat „Interne Mitarbeiter“ zwanzig Mitglieder aus den Bereichen Theater, Musik, Literatur und Gestaltung. Im Projekt Beichtomat sind zurzeit die „Internen Mitarbeiter“ Alireza Bayram, Nina Eugster, Klara Manzel, Victor Moser, Barbara Pfyffer, Eva Rottmann, Marie Ulbricht und Jeanne Werner aktiv.
Beichtomat, Teil 2, in der Perla-Mode, 21. Juli bis 4. August
Alle „Stadtsünden“ und „Fotografien der Reue“ können in einer szenischen Ausstellung in der Perla-Mode visuell und akustisch erlebt werden. Natürlich erhalten die Besucher dabei keinerlei Hinweise darauf, welche Sünde zu welchem Gesicht gehört. Man liest die Sünden, betrachtet die Fotografien und versucht sie zusammen zu puzzeln. Welchem Gesicht traut man was zu? Warum schliesst man gewisse Sünden für ein Gesicht kategorisch aus? Und – Was ist eine Sünde? Was quält den heutigen Menschen?