• Gate Of Mercy, Skulptur 2012

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  • And We Worked, Video 2012, 10 Min., Videostill

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  • Bad Stones, Videoloop 2012, Videostill

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  • Diamonds Forever, Video 2009, 20 Min., Videostill

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  • Bad Seeds, Videoloop 2010, Videostill

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We Shall Overdraft

Vernissage Samstag, 29. September 2012, 19 - 23 Uhr

Artist Talk, Dienstag, 2. Oktober 2012, 20 Uhr
Moderation Katarina Holländer (in english)

Mittwoch 18 - 22 Uhr, Freitag und Samstag 15 - 18 Uhr

Der israelische Künstler Roy Menachem Markovich zeigt in „We Shall Overdraft“, seiner ersten grossen Einzelausstellung ausserhalb Israels, Objekte und Videos. Roy Menachem Markovichs Kunst ist lustig und geistreich, abgründig und melancholisch und beinhaltet Themen, die den Alltag in Israel betreffen, aber auch generelle Befindlichkeiten zum Leben und dessen Fragilität und Absurdität.

Der Künstler haust und arbeitet in einem noch bezahlbaren, doch abgewrackten, zugestopften Studio im Süden Tel-Avivs. Hier, zwischen Autowerkstätten, Lagerhäusern, Katzen in Abfallcontainern, Schneidereien und zahlreichen undefinierbaren Geschäften hinter Garagentoren, entstanden aus gefundenen Materialien und Abfällen kleine Skulpturen – Modelle heroischer Monumente, wie sie in Israel mit seiner bewegten Geschichte überall anzutreffen sind. Karton, altes Brot, Plasticteile, Bruchglas oder Metallstücke sind in trashiger Self-Made-Manier zusammengefügt. Die Beständigkeit, die unendliche Gültigkeit ist augenscheinlich zum Scheitern verurteilt, alles bloss behelfsmässig zusammengeflickt.

Schlecht kaschierte Illusion ist auch in Markovichs Videoloops präsent. In kurzen, slapstikartigen Skizzen geschehen gespenstische Dinge: Büsche und Steine bewegen sich von Geisterhand, doch offensichtlich nicht mit ausgefeilter digitaler Videotechnolgie. Das liebevoll hergestellte Modell einer Sushi-Bar zerbricht in in tausend Stücke, aus einem biederen Büro erwächst ein Dschungel aus Plastikpflanzen und Kartonsteinen.

Im zwanzigminütigen Video „Diamonds Forever“ findet der Protagonist, der Künstler selber, in seinem neubezogenen Atelier glitzernde Steine. Der Künstler, vom Diamantenfieber angestachelt, reisst Böden heraus, pickt Löcher in die Wände – schlussendlich ist das Studio demoliert. Die Suche nach Glück und Reichtum wird zur Obsession mit unklarem Ausgang.

Das Video „And We Worked“, bestehend aus drei Teilen, untersucht die Mechanismen der Dokumentation und Erhaltung der kollektiven Erinnerung an den Holocaust. Die Holocaust-Überlebende Elisaveta, Roys Grossmutter, versucht ihre Geschichte vom Leben im kleinen slovakischen Dorf bis zu den schrecklichen Ereignissen im Konzentrationslager vor der Kamera zu erzählen. Doch die Lebensgeschichte der alten Frau bleibt ungehört und verschwindet hinter der Routine und Institutionalisierung der Erinnerungskultur eines nationalen Traumas.

Roy Menachem Markovichs Arbeiten zeigen eine Gemeinsamkeit: Die Fragilität hinter der Staffage. Das Menschliche, das Unvollkommene und Unzulängliche tritt hervor. Zum Moment der Komik kommt ein zunehmendes Gefühl der Traurigkeit und Unausweichlichkeit.

Am Dienstag, 2. Oktober, spricht Roy Menachem Markovich anlässlich eines Artist Talk mit der Kunsthistorikerin und Autorin Katarina Holländer über seine Arbeit und das Leben als Künstler in Tel Aviv.

 

English Text by Hadas Kedar

The Exhibition „We Shall Overdraft“ includes sculptures and short films that have been conceived and filmed in Markovich’s home/studio space – a collapsing garage in a quarter of rickety repair shops and artists‘ studios in the South of Tel Aviv. Markovich’s „Desktop Graves“ serve as mock-ups of unforeseen monuments to heroism and bravery. Cardboard, plastic, laminates and do-it-yourself innovative techniques seem to disguise the fundamental failure of utopian projects.

In the words of Susan Sontag: „Fewer and fewer Americans possess objects that have a patina, old furniture, grandparents‘ pots and pans—the used things, warm with generations of human touch, … essential to a human landscape. Instead, we have our paper phantoms, transistorized landscapes. A featherweight portable museum”.
Markovich’s short films build a realm in which the spectator takes a glimpse into the chimera of what could have been a feasible reality. Stifled and discarded utopian dreams in blasted out technicolor. A new generation that has built itself out of the debris of delusions.

Markovich, relentlessly re-enacting his frights, frustrations and fascinations of what was left to him of a dreamworld, finds refuge in toying with altered destinies and compact utopias:
Rich! (A poor artist’s destiny changes significantly in his studio).
Famous! (Israeli mechanisms of preserving memory of national trauma are revealed whilst two soldiers adore a Holocaust survivor – the artist’s grandmother- with a medal).
Sexy! (A group of women in the opening of the holocaust memorial ceremony listen silently to a sad tune).
Charm! (A hotel lobby turns into a jungle).

Hadas Kedar, July 2012, Tel Aviv-Yaffa, Israel